#gedankengänge zur Losgelassenheit aus den FN-Richtlinien

Lesedauer: 2 Minuten

„Nur ein Pferd, das innerlich und äußerlich relativ entspannt ist, kann zu seiner vollen Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit kommen. Daher ist das Erreichen der Losgelassenheit das wesentliche Ziel der Lösungsphase.“

Richtlinien für Reiten und Fahren Band 1, 5.1 Die Lösungsphase

Losgelassenheit. Was ist das eigentlich? Sind wir, wenn wir auf dem Sofa rumlümmeln losgelassen? Was bedeutet denn „relativ entspannt? Relativ zu was?

Nähern wir uns dem Ganzen mit einem kleinen Experiment.

Schritt 1: Ausgangslage

Du joggst nun eine Volte mit etwa 3m Durchmesser. Und wenn dir das am Boden zu anstrengend ist, dann mach zwei draus! Reiten ist schließlich Sport! 😉

Nun hast du eine Ausgangslage. Vermutlich würdest du nicht sagen, dass dies die bestmöglichste Volte ist, die du jemals gejoggt bist, oder?

Schritt 2: Absolute Entspannung

Dachte ich mir doch. Also fehlt es dir sicher an Losgelassenheit: Also jogg nochmal los, aber nun entspanne alles was du hast, denk an dich auf dem Sofa liegend. Und wurde es besser?

Natürlich nicht, vermutlich sah es eher so aus: dein Gangbild wurde instabiler, deine Schritte schwankender und aus der Volte wurde eher ein Ei. Was ist passiert?

Wir merken: Losgelassenheit ist nicht gleichzusetzen mit Entspannung!

Schritt 3: Absolute Anspannung

Du hast dich absolut entspannt! Das ist für eine dynamische Übung nicht sinnvoll. Also probieren wir es nun einmal mit absoluter Anspannung. Spanne also alle Muskeln an, die du hast und dann jogge deine Volte.

Fühlt sich anders an, aber irgendwie viel zu anstrengend, oder?

Schritt 4: Relative Entspannung

Losgelassenheit spricht von der relativen Entspannung. Wir alle sind Energiespar-Tiere.

Relative Entspannung bedeutet, um die Aufgabe zu erfüllen, wollen wir so wenig Körperspannung und damit Energie verwenden wie möglich und so viel wie nötig.

Wir stellen uns jetzt einmal vor, wir wollen so dynamisch und gesetzt die Volte joggen, wie wir es uns von unserem Pferd wünschen würden. Wir stellen uns den federnden Trab vor, die gleichmäßige Biegung und die Balance. Und mit diesem Bild joggen wir erneut unsere Volte. Na wie war’s? Besser?

Ganz intuitiv hast du dich nun mit deiner eigenen Losgelassenheit beschäftigt: innerlich wie äußerlich.

Du hast die notwendige Körperspannung genutzt, aber nicht zu viel und du hast eine positive Energie aufgebaut. Ein innerlich nicht losgelassener Mensch hätte hier eher Gedanken wie: „Das war aber auch schon mal besser. Bisschen eiern wir hier aber schon. Vielleicht falle ich auch hin, wenn wir schneller werden.“

Die Aufgabe der Lösungsphase ist es also, Pferd und Reiter in einen fokussierten Zustand positiver Energie zu bringen.

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