#gedankengänge zu den sechs Bausteinen aus „Klassisches Reiten auf Grundlage der Biomechanik“

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Vom Beginn der Arbeit mit der rohen Remonte bis hin zum Grand Prix und zur Hohen Schule werden vom Pferd immer nur diese sechs grundlegenden Typen von Bewegungen verlangt. Alle Lektionen und Übungen, vom einfachen Zirkel bis hin zu den kompliziertesten Aufgaben, die man sich ausdenken kann, sind immer nur Kombinationen von Elementen dieser sechs Gruppen. Es handelt sich dabei um das Vorwärtsgehen, Parieren, Wenden, Biegen, Seitwärts Übertreten und Rückwärtsrichten.

Dr. Thomas Ritter – Klassisches Reiten auf Grundlage der Biomechanik

Dr. Thomas Ritter teilt alle Anforderungen, die beim Reiten an ein Pferd gestellt werden in eines dieser Bausteine ein. Innerhalb dieser sechs Bausteine gibt es jeweils nochmal untergeordnete Punkte. So ist dies zum Beispiel beim Vorwärtsgehen die Unterscheidung in den Übergang in eine höhere Gangart oder das Verlängern der Tritte.

Zusammenhang mit dem Alphabetprinzip

Wenn wir uns nun an meinen letzten Blogbeitrag erinnern, indem ich das Alphabetprinzip erklärt habe, dann sehen wir hier die wichtigsten Buchstaben unseres Alphabets. Mein Pferd muss also „nur“ die Bausteine bzw. die Unterpunkte der sechs Bausteine erlernen.

Schauen wir uns das mal am Beispiel „Vorwärtsgehen“ an. Grundsätzlich sollte mein Pferd also verstehen, wann es Vorwärts gehen soll und dabei unterscheiden können, ob es dabei schneller gehen soll (bis hin zum Gangart wechseln) oder längere Schritte machen soll.

Wenn ich mir nun den „Buchstaben“ Tritte verlängern näher anschaue, dann ist es eigentlich unerheblich in welcher Gangart ich mich dabei befinde oder an welchem Punkt in der Reitbahn oder ob ich im Gelände unterwegs bin. Und weitergehend ebenfalls unerheblich ist, ob ich dabei Handarbeit mache, longiere oder reite.

Für das Pferd ist also die Hilfe zum Tritte verlängern zu erlernen und nicht das Zulegen auf der immer gleichen Diagonalen im Trab.

Bausteine und Übungen

Wenn mein Pferd die Bausteine Vorwärtsgehen, Parieren, Wenden, Biegen, Seitwärts Übertreten und Rückwärtsrichten erlernt hat, dann kann ich diese in immer schwierigeren Kombinationen üben.

Anbei möchte ich dir ein paar Beispiele geben. Jeweils eine einfache und eine fortgeschrittenere Übung für die sechs Bausteine.

Vorwärtsgehen:

  • Übergang vom Schritt zum Trab
  • Übergang vom Schritt zum Galopp mit anschließendem Sprünge verlängern

Parieren:

  • Schritt verkürzen durch Parade in das äußere Hinterbein
  • Durchparieren aus dem Galopp zum Trab mit Parade ins äußere Hinterbein

Wenden:

  • Abwenden
  • Vorhandwendung in der Bewegung

Biegen:

  • Stellung auf dem Zirkel
  • Biegung auf Acht oder Kleeblatt

Übertreten

  • Zirkel vergrößern für einige Schritte
  • Renvers auf der Zirkellinie

Rückwärtsrichten

  • Rückwärtsrichten geradeaus am Hufschlag
  • Rückwärtsrichten korrekt gebogen um die Ecke

Diese Bausteine sind also unabhängig vom Ausbildungsstand immer anwendbar. Auch mein junges Pferd muss schon lernen seitwärts zu gehen. Natürlich ist das aktuell noch kein sauberes Renvers, sondern einfaches Übertreten an der Hand, aber das steigert sich Stück für Stück.

Analyse der Stärken eines Pferdes

Auch eignen sich die sechs Bausteine gut, um ein grobes Gefühl für den Ausbildungsstand eines Pferdes zu bekommen. Ich kann also zu Beginn einer Einheit oder wenn ich ein neues Pferd reite mal testen:

  • Wie gut reagiert es auf Vorwärts-Hilfen?
  • Wie gut kommen meine Paraden durch?
  • Wie gut lässt sich die Schulter wenden nach rechts und links?
  • Wie gut lässt es sich biegen rechts und links?
  • Wie gut kommen meine seitwärtstreibenden Hilfen durch?
  • Wie durchlässig erfolgt das Rückwärts richten?

Wenn ich auf all diese Fragen eine Antwort habe, dann weiß ich meist ziemlich gut, woran ich heute arbeiten kann und kann meine Übungen und Trainingsaufbau entsprechend anpassen.

Und nun wünsche ich dir und deinen Lieben ein Frohes Weihnachtsfest!

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