Das Schulterherein ist eine vorzügliche Geschmeidigkeitsübung, aber es muss korrekt ausgeführt und verlangt werden, andernfalls ist es nur – wie man es häufig sieht – ein verdrehter Seitengang, der das Gewicht auf die äußere Schulter wirft anstatt das Pferd geschmeidig zu machen.
Nuno Oliveira – Die Kunst des Reitens – Gesammelte Schriften (S. 44)
Aber was heißt korrekt ausgeführt beim Schulterherein? Viele Reiter neigen dazu, sich entweder gar nicht an das Schulterherein zu wagen, weil das ja schon „hohe Dressur“ ist oder sie übertreiben es in der Abstellung und machen ihr Pferd dabei schief.
Das Schulterherein ist der Einstieg in die „echten“ Seitengänge. Wenn Pferd und Reiter bereits Schenkelweichen können, dann fällt ihnen der erste Ansatz des Schulterhereins meist leicht. Wichtig ist, dass man eine klare Vorstellung über die Bewegung hat, die das Pferd machen soll.
Das Pferd ist auf gerader Linie nach innen gebogen. Dann werden die Vorderbeine (= die Schultern) um eine bis zwei Hufschlaglinien nach innen verschoben.
Man sollte sich im klaren sein, ob man um eine Hufschlaglinie oder um zwei Hufschlaglinien nach innen verschiebt oder vielleicht auch nur um eine halbe. Dies nennt sich dann Schultervor und ist eine tolle Übung, um zu sehen, wie genau das Pferd an den Hilfen steht. Wie genau kann ich die Abstellung dosieren?
Weitere Vorübungen zum Schulterherein wären beispielsweise das Schenkelweichen mit unterschiedlicher Abstellung auf geraden und gebogenen Linien, vor allem mit Kopf nach innen und das Reiten in Biegung auf geraden Linien. Klappen diese Bestandteile des Schulterhereins (das Seitwärts und die Biegung), dann müssen diese nur noch zum Schulterherein zusammengefügt werden.
Wenn ich ein Pferd langsam durch vorbereitende Übungen soweit habe, dann ist auch das große Thema Schulterherein nur einen kleinen Schritt entfernt, der oft eher unspektakulär erscheint. Denn korrekt geritten, ist das Schulterherein eine feine, kleine Bewegung, die nicht durch starke Rotationen des Pferderumpfes zu einer Seite gekennzeichnet ist.
Auch für das Pferd ist es eine Aufgabe, diese Form der Bewegung und der Koordination zu lernen, daher schließe ich mich zum Abschluss unbedingt Herrn Oliveira an, der die ersten Schritte des Schulterherein so beschreibt: