canYouChallenge #3: Trabseiten und Schrittecken

Lesedauer: 4 Minuten

Was ist eine #canYouChallenge?

Eine #canYouChallenge stellt die Frage kannst du oder können du und dein Pferd irgendeine Aufgabe bewältigen. In dieser Reihe stelle ich mich immer wieder einer solchen Herausforderung und probiere aus, wie gut ich sie mit meinem Pferd oder anderen Pferden bewältigen kann.

Dabei nehme ich dich mit und erzähle dir, was die eigentliche Herausforderung ist, wie ich mich der Challenge genähert habe, warum ich es für wichtig halte sich dieser Herausforderung zu stellen.

Heute erzähle ich dir ein bisschen etwas über eine Übung, die ich mit meinem früheren Pferd sehr gerne geritten bin. Meine Reitschüler haben sich mehr „reitbare“ Challenges gewünscht, aber da mein aktuelles Pferd noch nicht geritten wird, musst du dich nun mit Zeichnungen der Aufgabe und meinen Erklärungen zufrieden geben 🙂

Um was geht’s?

Übergänge genau dann zu reiten, wann sie gefordert sind, erfordert einiges an Übung. Daher nutze ich gerne diese Variante um mal zu testen, wie gut mir das schon gelingt.

Trabseiten und Schrittecken

  • Das Pferd geht ganze Bahn.
  • In den Ecken wird Schritt geritten.
  • Entlang der Seiten wird getrabt.
Da wollen wir hin. Türkis wird getrabt. Dunkelblau sind die drei Meter zum Durchparieren bzw. zum Antraben. Hellgrün wird Schritt geritten und zwar bitte mit Biegung und ordentlich und so 😉

Wie baue ich Aufgabe auf?

Vorbereitung und Material

  • Rechteckige Reitbahn
  • Warmgerittenes Pferd
  • ggf. 4 Hütchen

Durchführung

  • Wenn du noch unsicher bist, wie tief du in die Ecken reiten solltest oder gerne schummelst in den Ecken ;-), dann stelle dir vier Hütchen in die Ecke. Doch wo genau kommen die nun hin? Du gehst von der Ecke (wirklich ganz außen von der Bande) drei große Schritte diagonal in die Bahn und stellst das Hütchen nun genau vor dir ab.
    Und falls du dich jetzt wunderst: ja so tief musst du da rein 😀 Sonst reitest du immer ein Zwischending zwischen Zirkel und Ecke wie die meisten. Kann man meist gut am ausgetretenen Hufschlag erkennen.
  • In der Regel reite ich erst einige Schritt-Trab-Schritt-Übergänge an beliebigen Stellen der Bahn. Ich achte darauf, dass ich immer erst dann den Übergang reite, wenn ich das Gefühl habe, jetzt ist mein Pferd so sehr bei mir, dass der Übergang auch klappen wird.
  • Wenn die Vorbereitungszeit des Übergangs nun immer kürzer wird, dann ist mein Pferd aufmerksam genug, um mit der Übung zu starten.
Also schauen wir da nochmal genauer hin. Die Zeichnungen, die du hier siehst, sind im Übrigen (im Gegensatz zu vielen Büchern) alle maßstäblich gezeichnet. Wenn also auf dem Bild erkennbar ist, dass dein Übergang vor H stattfinden muss, dann ist genau das die Challenge.

Damit du ein Gefühl für die Größe bekommst:

  • Der Abstand von der Ecke zu H sind 6 Meter gemäß FN-Richtlinien.
  • Die gestrichelten Linien sind alle 5m.
  • Bis zu C oder bis zum Zirkelpunkt sind es also 10m von der Ecke.

Mit einem Großpferd ist die dunkelblaue Linie so ziemlich genau eine Pferdelänge, d.h. der Übergang soll in exakt dem Schritt erfolgen, der geplant ist. Das erfordert extrem gute Vorbereitung! Aber irgendwo einen Übergang reiten, wäre ja auch keine Challenge 😉

Und wir legen hier ja nochmal einen drauf: wir wollen diese Präzision nicht nur einmal, sondern 8 mal pro ganzer Bahn.

Wie also kommen wir dahin?

1. Schritt: Zwei laaaange Ecken

  • Ich starte nun also zu nächst einmal mit dem Durchparieren vor der Ecke und durchreite diese in Ruhe.
  • Anfangs nehme ich nur jede zweite Ecke und trabe auch erst am Zirkelpunkt oder bei A bzw. C wieder an.
Zwei gegenüberliegende lange Ecken verschaffen mir mehr Zeit.

2. Schritt: Lange Ecken in kurze Ecken verwandeln

  • Als Nächstes geht es nun daran immer schneller wieder anzutraben. D.h. ich behalte mir zunächst die längere Phase zum Durchparieren und versuche möglichst schnell nach der Ecke wieder anzutraben.
  • Wenn das klappt, konzentriere ich mich auf das bessere Vorbereiten des Durchparierens. Meistens kann ich durch mehr Vorbereitung die Zeit verkürzen, die ich brauche zwischen dem Geben der Hilfe zum Durchparieren und dem tatsächlichen im Schritt sein. Kurz: wenn die Paraden durchkommen sollen, heißt die Antwort sehr oft: vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten!

3. Schritt: Routine

  • Klappen nun beide Übergänge kürzer, dann versuche ich zunächst hier etwas Routine zu gewinnen. Denn es ist nochmal eine andere Nummer, das direkt hintereinander an der kurzen Seite zu machen.
  • Dazu nehme ich mir nun zwei Ecken einer langen Seite und reite hier erstmals die Ecken hintereinander.

4. Schritt: Vier Ecken auf der ganzen Bahn

  • Klappt die lange Seite, geht’s an die kurze Seite. Man merkt schnell, dass hier jeder Übergang sitzen muss.
  • Sind die Ecken noch sauber gebogen? Sind die Hilfen noch fein? Wie viele Hütchen sind gefallen? 😀

Warum stelle ich mich der Challenge?

In vielen Turnieraufgaben werden Übergänge an bestimmten Punkten gefordert. Nun gehöre ich ja aber nicht zu den Turnierreitern, warum mich also mit den punktgenauen Übergängen quälen?

Für mich sind sie ein absoluter Prüfstein für das Durchgehen meiner Paraden und auch die Reaktionsbereitschaft meines Pferdes wieder anzutraben.

Wir alle schummeln immer wieder mal beim Reiten unserer Pferde. Wie viel Zirkel sind wirklich rund und wie viele Ecken reiten auch mal unordentlich? Die volle gymnastische Wirkung erreiche ich aber nur mit Genauigkeit. Daher finde ich es gut, wenn mich die nahende Ecke daran erinnert, dass ich doch eigentlich schon längst im Schritt sein wollte und meine Parade eben doch nicht durchging.

Wenn du Lust hast, probiere dich auch mal an dieser Challenge!

Viel Erfolg bei der dritten #canYouChallenge!

P.S.: Für die Profis hätte ich noch eine Variante: Wie wär’s denn mit der Übung auf der halben Bahn? Dann gibt’s nur noch kurze Seiten 😉 und man muss auch noch sauber Abwenden und dass ihr mir nicht auf der E-B-Linie schwankt 😀

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