Willkommen Wiko!
Anfang Oktober ist es dann soweit. Wiko darf einziehen! Wiko steigt brav in den Hänger und irritiert auf dem Heimweg einige Passanten in der Innenstadt von Freiburg durch sein gelegentliches Wiehern. Aber sobald er oben auf dem Paddock neben der Jungsgruppe von Mailo stehen kann, ist die Welt wieder einigermaßen in Ordnung. Er frisst gleich und schaut sich die anderen Pferde gelassen an. Der erste Umzug ist also geglückt.


In den nächsten Tagen lernen wir uns erst einmal kennen. Als es dann in die Boxen geht, stelle ich fest, dass Wiko nur ein kleines bisschen unordentlicher ist als Mailo und genauso gerne mit Wasser spielt. In der Box steht er nachts anfangs nicht so gerne, aber auch das regelt sich nach einigen Tagen. Einen kleinen Schrecken jagt er mir ein, als er am ersten Regentag abends in die Box kommt, ich die Regendecke ausziehe und er sich gegen die Boxenwände wirft und sich direkt danach wälzt. Kolik? Nur ein paar Tage da und doch gestresster als äußerlich anzusehen? Wiko wirft sich erneut gegen die Boxenwand und dann wieder auf den Boden. Und plötzlich frisst er in aller Ruhe sein Heu. Was war denn das? Antwort: Der feine Herr mag keinen Regen. Und sein Hals war nass! Geht ja gar nicht!

So lernen wir uns also kennen. Auch ist Wiko ein Feinschmecker. Heu in der eigenen Box ist nie so lecker, wie der Ballen davor. Auch wenn er sich dafür fast an der Boxenwand erdrosselt. Beim Reiten und bei der Arbeit am Boden ist er immer brav. Anfangs oft übermotiviert und eilig. Es dauert ein bisschen, bis ich die Ruhe drin habe, die ich mir wünsche. Zum Beispiel an der Aufsteighilfe stehen bleiben bis ich sage, wir gehen jetzt los und dann auch in gemäßigtem Tempo angehen und so weiter. Aber er lernt schnell, dass auf ein großes Lob eine Pause folgt und dass man dann sogar stehen bleiben darf. Während man bei einem kleinen Lob brav weitermacht. Selbstverständlich 😉
Einleben in einer Übergangslösung
Anfangs arbeiten wir viel mit der Ausrüstung von Mailo, die ihm zwar auch passt, dennoch kommt nach und nach seine eigene Ausrüstung dazu. Ich erfülle mir den lang gehegten Traum eines Sommer Spirit DS als Sattel für Dressur, Gelände und auch zum Wanderreiten. Und mein Schrank platzt aus allen Nähten für zwei Pferde. Aber wir wissen ja, dass es sich nur um eine Übergangslösung handelt.
So darf Wiko auch immer mal mit Mailo zusammenstehen, allerdings gebe ich die Überlegung, ihn noch in die Jungsgruppe zu integrieren relativ schnell auf. Wegen ein 3-4 Monaten noch riskieren, dass sich einer verletzt, will ich einfach nicht. So muss Wiko halt neben dran stehen. Das tut mir zwar Leid für ihn, aber andere Pferde haben dies ihr Leben lang und bei uns ist ein Ende absehbar.

Ich bin zwar sehr froh, dass ich beide Pferde an einem Stall unterstellen konnte bis wir umziehen und es ist der beste Kompromiss, den wir bekommen konnten (Danke an André und Mareike an dieser Stelle, die das möglich gemacht haben), aber wie eine Freundin anmerkte: auch der beste Kompromiss bleibt ein Kompromiss.
Umzugsvorbereitungen
Mailo macht sich unterdessen gut und lernt brav weiter, aber wie es im Winter halt so ist: Die Zeit ist knapp, das Wetter eklig und nebenbei stehen noch einige Vorbereitungen für den Umzug an. Mit was man sich so alles beschäftigen muss, als „Stallbetreiber“: Richtlinien für Stallbau und vor allem Zaunbau, Parasitenmanagement, Weidemanagement, … Zum einen ist es Arbeit, aber zum anderen möchte ich mich auch in Ruhe damit auseinandersetzen, wenn ich schon die Freiheit habe, Dinge so zu gestalten, wie ich es möchte. Zwischen Preisvergleichen von Weidetoren und Planung der zeitgesteuerten Heuraufe bilde ich mich also noch weiter, um beim Thema Rationsberechnung und Entwurmungsstrategien fit zu sein.
Zwischendurch versuche ich noch alles zu regeln, was irgendwie in nächster Zeit anstehen könnte, damit ich auf meine altbekannten Fachexperten zurückgreifen kann. So dürfen beide Pferde noch einmal bei der lieben Deborah zum Zahnarzt und glücklicherweise impft sie diese gleich noch mit 🙂 Kotproben werden genommen, Wiko muss wegen ein paar kleinen Strongyliden noch entwurmt werden. Wir timen den Umstieg von Beschlag auf Barhuf für Wiko so, dass meine Hufpflegerin des Vertrauens zumindest nochmal bearbeiten kann, bevor wir umziehen.



Und so kommt das Frühjahr immer näher. Wir ziehen Zäune rund um den Offenstall, bauen die Raufe (zwar noch ohne programmierte Automatisierung, aber sonst fertig), montieren eine provisorische Tränke. Und irgendwann rückt der Tag, an dem der LKW kommt immer näher. Hab ich an alles gedacht? Wird Mailo nervös sein in der neuen Umgebung? Er tut sich ja immer so schwer mit Umstellungen. Um Wiko mache ich mir hier weniger Sorgen. Werden die beiden sich auch dauerhaft verstehen? Sie standen ja immer nur ein paar Stunden zusammen. Das und vieles anderes geht mir durch den Kopf. Hab ich Colosan da? Eigentlich neigt keiner von beiden zu Kolik, aber wer weiß? Hausapotheke vollständig? Ausreichend Verbandsmaterial da, falls sich einer verletzt? Funktioniert das Weidezaungerät noch? Es war jetzt ein paar Monate ausgeschaltet. Hoffentlich steigen beide morgen brav in den LKW. Eigentlich tun sie das, aber wer weiß? Und wenn sie dann ankommen, bisher waren immer Pferde da, die schon mitteilen konnten, hey hier ist alles okay. Aber bei uns sind sie ja dann nur zu zweit…
Ich glaube, man kann sich meine Anspannung nun sehr gut vorstellen und natürlich kam eh alles anders 😉