Lange habe ich es nicht mehr geschafft zu schreiben, daher nun 8 Monate Mailo am Stück!
Monat 19 bis 21: Nasser Winter – frecher Mailo
Der Winter dieses Jahr meint es nicht gut mit uns. Es ist vor allem nass und stürmisch. Immer dann, wenn ich abends vom arbeiten komme ist es a) schon dunkel (das würde ja nichts machen, wir haben Beleuchtung), aber b) es regnet auch. Mailo ist nun mal ein Wohnzimmer-Pferd und so können er und seine Paddock-Kumpels es gar nicht erwarten, dass es abends in die box geht.
Wir versuchen weitere Grundlagen zu schaffen an der Doppellonge und der einfachen Longe, auch ein bisschen Langzügelarbeit machen wir, aber ich bin nur halb zufrieden mit den Ergebnissen. Wir verbessern uns zwar, aber so hundertprozentig versteht Mailo das Gebiss noch nicht. Außerdem kommt er ein bisschen in seine Flegelphase, er fängt an an der Longe durchzugehen, pöbelt vermehrt.
Gut, dass wir einen neuen Roundpen haben. Aber wir müssen noch etwas auf den Belag aufpassen und so arbeiten wir eine Weile mit angezogener Handbremse. Aber Mailo wird wieder besser. Er pöbelt nur noch einmal pro Einheit und nicht mehr ständig, er hat zu 90% verstanden, dass Teppichschnitzel nicht essbar sind und er konzentriert sich deutlich mehr auf mich, als auf die ganzen anderen Dinge außen rum.
Monat 22: Ab ins Bootcamp
Anfang März geht es dann für Mailo auf die Schwäbische Alb ins Bootcamp. Auf dem Programm stehen Doppellonge und Langzügelarbeit, viel Schleppe und dann an die Kutsche. Danach soll’s auch weiter ans Einreiten gehen. Und für mich heißt das immer wieder A8 fahren und beten, dass es keinen Stau hat 😉 aber auch ich darf immer wieder auf Kurs, denn ich mache dort mein Fahrabzeichen und den Kutschenführerschein.
Die ersten Tage dort war Mailo sehr angespannt, viele neue Eindrücke, fremde Menschen und er hat ja noch nicht viel gesehen. Rückblickend betrachtet würde ich behaupten, er hat 8 Wochen gebraucht, bis er wirklich angekommen war.
In den ersten Tagen durfte er dann auch mit dem LKW in die Halle fahren, das machte er aber brav. Dort wurde er an Longe und Doppellonge weiter ausgebildet. Und dann ging’s für ihn hauptsächlich mit Fahren vom Boden über den Hof und über die umliegenden Wege und auch ein bisschen in den Ort. Ganz arg lernen musste er, dass Halt nunmal Halt ist und nicht „ich laufe los, wenn es mir zu langweilig wird“. Und ich bin echt froh, dass Christel und ihr Team da so viel Wert drauf legen.
Monat 23: Er wird Zugpferd oder doch nicht?
Für mich ging es derweil auch immer wieder in die Fahrschule.
Und dann wird man einfach so mitten in einer Theorie-Stunde angerufen und soll ganz schnell nach hinten kommen. Ich denke schon, was ist mit Mailo passiert. Hat er randaliert? Hat er sich verletzt? Nein, er zieht zum ersten mal einen kleinen Balken hinter sich her. Schön gesichert mit Helfer am Kopf und Sicherheitsortscheit, aber er macht es ganz brav. Eine halbe Stunde vorher hat mir Christel noch erzählt, sie würde nachher mal Kumt anziehen üben und dann die nächsten Tage mal schauen, was er zu den Zugsträngen an den Hinterbeinen sagt. Das haben wir zwar beides daheim schon mal gemacht, aber auch da hat ihn das nicht interessiert. Als ich sie dann verwundert fragte, wolltest du nicht nur Geschirr anziehen üben, meinte sie nur: „Ja, wenn er das schon kann, dann muss man halt weitermachen.“ Manchmal geht’s auch mal leicht.
Dann aber kommt das, was ich befürchtet hatte: Mailo fängt wieder an zu lahmen. Nur leicht, aber wieder vorne rechts. Aber Christel und ihr Team sind halt wirklich top organisiert: die Tierärztin kommt am selben Tag und zwei Tage danach ist der Schmied da, Mailo bekommt einen neuen Beschlag. Er verträgt das Stoppen der Duplos nicht mehr und bekommt deshalb normale Eisen, mit denen er sich zurecht rutschen kann. Eine Woche Pause und danach geht’s weiter. Und Mailo läuft! Und ganz nebenbei erklärt ihm der Schmied, dass Aufbrennen nix Schlimmes ist.
Mailo darf nun weiterhin sehr viel Fahren vom Boden machen, manchmal mit Schleppe, aber oft auch noch ohne. Er ist ja noch nicht wirklich viel im Gelände unterwegs gewesen und so muss er das nun alles Kennenlernen.
Monat 24 und 25: Prüfungsstress und er wird Kutschpferd!
Und für mich wird es nun ernst: die Prüfung steht an, aber Sirius und Secco tragen mich durch die Prüfung. Und ich bin echt froh über Claudis genaue Vorbereitung bei wirklich jedem Wetter, den Zuspruch von Anne und Christels: „wenn ers bei mir kenned, schaffed drs in de Prüfung eh“. Und so war’s dann ja auch!
Für Mailo gibt’s an der Schleppe nun einen voll beladenen Reifen fürs Krafttraining und Mailo darf sich immer wieder die Kutsche anschauen. Er ist skeptisch. Aber eines Tages ist es soweit und er darf zumindest mal mitlaufen, noch nicht angespannt, aber immerhin. Ein paar Tage später klappt es dann auch mit dem Anspannen, aber er bleibt skeptisch.
Aber dafür nimmt ihn Anne nun mit in die Halle und dann wird geritten und es stellt sich heraus: das ist sein Ding. Reitend ist die Welt in Ordnung. Geritten ist nichts mehr sooo gruselig, nur noch ein bisschen und nur vielleicht.
Wir machen Urlaub bei Mailo auf der Alb und so bin ich live dabei, wie er zum dritten Mal unterm Sattel ist und ganz brav in der Halle läuft. Und vielleicht bin ich dann auch ein bisschen geritten, weil in den Fingerspitzen juckt’s einen ja schon 😉 Und dann kam Anne auf die Idee, wir könnten doch gemeinsam Ausreiten gehen. Also hatte ich die große Ehre ihren Sirius zu reiten, bei dem ich mich auf jeden Fall für meine ungelenken Reitversuche entschuldigen muss, bin dann doch gut eingerostet und außerdem mit Warmblut-Schwung kam auch ein bisschen Angst, aber Siri ist einfach zu brav, um Angst zu haben. Und so folgten in den nächsten Wochen drei Ausritte, bei denen wir beim Ersten einen vorausstapfenden Mailo bewunderten, der vor fast nichts Angst hatte, beim Zweiten bis auf die Unterhose nass wurden im Gewitter und beim Dritten uns an den Galopp wagten. Danke Sirius und danke Anne für die Leichtigkeit und den Mut, die ihr mir mitgegeben habt.
Monat 26: „Aber ich bin Reitpferd!“
Mailo durfte natürlich auch weiter an der Kutsche lernen, aber so richtig wohl fühlt er sich da nicht und so ging er dann auch mal durch. Sollte nicht passieren, darf nicht passieren, erst recht nicht nach der akribischen Vorbereitung. Kurz bevor wir ihn abgeholt haben, habe ich mir ihn selbst nochmal angespannt angesehen und was soll ich sagen: er mag es einfach nicht. Der Mensch ist ihm zu weit weg, da reicht das Vertrauen noch nicht. Je dichter am Pferd dran, desto lieber ist es ihm. Vielleicht wird er eines Tages Kutschpferd, aber er möchte nunmal vor allem Reitpferd sein. Und das ist für mich völlig okay. Nichts in der Ausbildung hier war umsonst, er darf zuhause dann an der Schleppe arbeiten und mal einen Baumstamm ziehen, aber sonst ist er Reitpferd und damit ist er glücklich.
Ebenfalls kurz vor Abreise schaffen Anne und ich noch zwei Ausritte in der richtigen Pferd-Reiter-Kombination 😉 Die Fliegen nerven Mailo immer sehr, aber dafür gab’s dann die Ritterrüstung. Ich stellte fest, mein Pony ist mega bequem und super kontrollierbar und macht einfach Spaß. Und selbst ein Kindermotorrad bringt uns nur ein bisschen aus der Ruhe.
Ein großes Dankeschön an Christel, Anne, Claudi, Armin und alle, die sonst mit ihm zu tun hatten. Er hat durch euch alle sehr viel gelernt (und ich auch), war immer super betreut und ich würde jederzeit wieder mein Pferd zu euch stellen.
Und dann ging’s wieder nach Hause. Gute vier Monate ohne Pony zuhause und jetzt kommt er endlich wieder Heim 🙂