Diesen Monat ist so viel passiert, dass ich mich dazu entschlossen habe, nicht auf das Quartal zu warten, sondern diesen Monat direkt zu veröffentlichen.
Während meines Urlaubs zieht sich Mailo direkt am ersten Tag ein Hufeisen ab. Schmied organisieren erweist sich Mal wieder als schwierig, aber irgendwann klappt es. Und wir freuen uns alle, dass ab August unsere Huftechnikerin aus dem Mutterschutz zurück ist.
In der Herde ist gerade viel Wechsel. Einige Pferde ziehen aus und zwei neue Pferde ziehen ein. Auch Mailo darf nun bald ein paar Höfe weiter umziehen. Dort erwartet ihn eine kleine Wallachgruppe und etwas mehr Ruhe als in der großen Herde, in der er aktuell noch steht. Seine Freundin Lady, eine 25jährige Saddlebread-Stute darf mit umziehen. Sie wird dort in einer Rentnergruppe stehen.
Einpacken und los geht’s
Also heißt es alles an Equipment, die Schränke und das Futter umziehen. Zwei Tage später folgen dann auch die Pferde. Die Strecke ist nicht weit und wir dürfen netterweise über die gemähte, trockene Wiese abkürzen, damit wir nicht einmal komplett außen herum laufen müssen. Bei der Hitze Ende Juni sind wir da echt froh und kommen trotzdem durchgeschwitzt an. Mailo findet es total aufregend, weil er in dieser Ecke noch nie war, denn eigentlich ist das ja eine Sackgasse, also gehen wir da nie hin.
Am neuen Stall angekommen ist der Weg in seinen Paddock erstmal gruselig, so viele neue Dinge: Wasserleitungen am Boden, neue Pferde, verschiedener Untergrund, ein Traktor und vieles mehr. Aber er ist wirklich brav geworden und auch als er erschrickt, springt er nicht mehr in mich hinein, sondern zieht nur den Po ein, sodass der „Radstand“ deutlich kürzer wird. Braver Kerl! In seinem Paddock findet es sich aber nach ein paar Stunden schon ganz gut ein. Dort hat man einen weiten Ausblick über die Koppeln, unter einer Weide gibt es gut Schatten und mit Reitpony-Wallach Cash findet er schnell einen neuen Freund.
Nun darf er sich erstmal einige Tage eingewöhnen und wir beschäftigen uns mit Themen wie Putzplatz anschauen, seine Winterbox erkunden, generell die Wege am Stall kennenlernen und so weiter. Und was mich besonders freut, ist der Reitplatz. Schön eben gefahren und immer wieder gewässert: ein Luxus, den ich die letzten Jahre nicht mehr hatte.
Arbeiten muss man auch im neuen Stall
Gut, dass Mailo nun endlich wieder fit ist und wir langsam durchstarten können. Die ersten Tage arbeiten wir mit Knotenhalfter und Arbeitsseil, denn er soll sich die Dinge anschauen dürfen und ich muss ihm dann doch mal erklären, dass hier auch nichts anderes gilt, als auf dem alten Reitplatz. Aber wir diskutieren einmal kurz und dann ist das auch gegessen. Gleich beim zweiten Mal auf dem Reitplatz gab es für Mailo eine besondere Herausforderung: die Reitplatzbewässerung war an. Aber es war warm und was nicht tötet, härtet ab. Auch wenn kleine Schwarzwälder das so mittel gut fanden.
Zwei Tage später fing ich dann an, ihn auf Kappzaum zu longieren. Mailo lief von Beginn an besser als vor dem Umzug. Nach zweimal Longieren durfte nun auch meine Reitbeteiligung Luisa ihn zum ersten Mal am Kappzaum longieren. Mailo war brav und Luisa merkte schnell, dass er sich Longieren lässt, wie jedes andere brave Pferd auch, sodass wir kurzerhand den Longiergurt auflegten und so trabte Mailo das erste Mal mit Longiergurt. Die erste Zirkelrunde gingen die Ohren noch ein bisschen zurück, danach trabte er gemütlich vor sich hin.
Erste Versuche an der Doppellonge
Weil Mailo so brav war und ich nutzen wollte, dass ich eine zweite bekannte Person vor Ort habe, versuchte ich es am Langzügel bzw. der Doppellonge. Mailo war ein wenig irritiert von der inneren Leine, die da von ihm weggeht Richtung Mensch. Sobald Luisa nicht mehr vorne mitlief, blieb er einfach stehen. Für mich eine Erkenntnis mehr und ich überlegte mir einfach einen anderen Plan. Mailo kennt bereits, dass sich Seile um seine Beine und sämtliche Körperstellen wickeln, daher war hier auch wenig Reaktion zu erwarten, aber das Vorwärts zu erhalten, wenn ihm was unbekannt ist, ist schwierig, denn er verharrt kalblut-typisch einfach an Ort und Stelle.
Zwei Tage später am Abend eines heißen Tages versuchte ich es mit neuem Plan alleine. Zunächst longierte ich ganz normal mit einfacher Longe und Longiergurt, dann hängte ich eine zweite Longe am Gurt innen ein, sodass sie für das Pferd keinerlei Einwirkung hat, aber schon mal sichtbar wird. Dadurch konnte ich die zweite Longe in die Peitschenhand nehmen und die Peitsche trotzdem frei bewegen. Also longierte ich nun ganz normal mit einfacher Longe, hatte aber schon die zweite Longe am Pferd.
Das war der Moment, den Mailo am irritierendsten fand: Dieses Seil, das da weiter hinten von ihm weg geht. Aber da ich die Peitschenhand frei bewegen konnte und ja auch nicht darauf achten musste, dass Mailo „vor“ mir blieb, konnte ich ganz gut einwirken und nach einigen Sekunden des Zweifelns war er davon überzeugt: alles ganz normal und wir machen das wie immer, nur eben mit diesem komischen Seil.
Nachdem er das auf beiden Händen brav gemacht hatte, schnallte ich die äußere Longe nun richtig ein: Äußerer Kappzaumring, Longiergurt und dann über den Rücken gelegt. Das war dann überhaupt kein Thema mehr und so werden wir die nächste Zeit auch weiterarbeiten.
Jeder, der schon mal an der Doppellonge gearbeitet hat, weiß, wie wenig Einwirkung man noch hat, wenn das Pferd zu weit nach hinten kommt. Erst wenn sich die aktuelle Verschnallung gefestigt hat, dann kommt der innere Zügel auch an den Longiergurt, so kann ich nämlich zunächst noch weiter vorne stehen beim Longieren und es ist nicht so schlimm, wenn Mailo mal etwas weiter nach hinten kommt.
Aber ich freue mich einfach, dass wir im Moment überhaupt ins Arbeiten kommen.