Monat 10: Letzte Chance
So langsam werde ich ungeduldig mit diesem Humpelfuß. Also nächster Anruf beim Doc. Er will sich nochmal mit der Tierärztin aus der Klinik besprechen. Ein Wochenende vergeht und Mailo läuft klar. Doch dann die Enttäuschung, einige Tage später läuft er nicht mehr klar, sondern wird eher wieder schlechter.
Also doch das volle Programm. Wir entscheiden uns die restlichen Befunde aus dem MRT abzuarbeiten, in der Hoffnung, dass er hier noch irgendwas hat. Denn im Hufgelenk und Fesselgelenk waren kleinere Befunde, die schon immer da gewesen sein könnten, aber auch akut sein können. Also gibt’s nun Kortison und Hyaluron ins Huf- und Fesselgelenk.
Durch Zufall ist am Tag der Injektion noch eine Freundin von mir da, die assistieren kann, denn sonst hätten wir ihn vermutlich trotz Sedierung nicht gespritzt bekommen.
Danach soll er 2 Wochen in die Box. Hält Mailo so mittel viel davon…
Monat 11: Känguru in der Box
In seiner Box wird er nun immer unruhiger und beim verordneten Spazieren gehen fängt er zumindest bei mir an Blödsinn machen. Es hüpft wie ein Känguru. Nach 10 Tagen wird mir das Risiko zu hoch, dass er sich in der Box kaputt macht und nach Rücksprache darf er dann doch raus.
In der Herde steht er dann auch ruhiger als in der Box. Also alles richtig gemacht. Jetzt heißt es spazieren gehen und abwarten. Ende des Monats sollte er besser bis gut sein.
Aber ich habe meiner Rechnung ohne Mailo gemacht. Erstmal zieht er sich das Hufeisen vorne links (zum Glück der noch gute Fuß) ab und meine allerliebste Huftechnikerin hat leider noch Mutterschutz, also wieder herum telefonieren bis der Schmied kommt.
Noch bevor ich es schaffe, dass er wieder alle Eisen drauf hat, überrascht er mich nach einer langen Woche Freitag Abend mit einem Hufgeschwür am bisher gesunden Bein hinten links. Also Tierarzt vom Sofa geholt. Knapp 42°C Fieber, Tierarzt schneidet auf, auch wenn Mailo ihn vor Schmerz gerne töten will. Verband drauf und wieder ab in die Box. Dennoch irgendwie war das ganz schön knapp. Was wäre gewesen, wenn ich an dem Abend nicht mehr zum Pferd gegangen wäre…
Jetzt also drei kaputte Beine: das theoretisch wieder bessere vorne rechts, das ohne Eisen vorne links und das mit Hufgeschwür hinten links. So langsam reicht’s mir wirklich!
Monat 12: Wird es denn nun?
Es zieht sich Mal wieder. Nach einigen Tagen und nochmaligem Verbandswechsel unter Sedierung, weil der Herr Mailo sich nicht mehr ans Bein fassen lassen will, bekommt er nun zum ersten Mal einen Vollbeschlag, weil er sich hinten auch stark abläuft. Jetzt kann ich also endlich testen: Läuft er jetzt?
Und Mailo macht’s immer noch spannend. Die ersten Male tickt er noch leicht. Aber es wird immer weniger und schlussendlich wird es immer klarer. Ich bin mir immer noch nicht hundertprozentig sicher, aber nach dem Jahr ist Hoffnung haben auch schwer, weil die Angst vorm Enttäuscht werden doch groß ist.
Er läuft nun gerne auch im Trab, und auch nach längerem traben bleibt er klar. Allerdings ist er natürlich noch sehr unausbalanciert. Man könnte auch sagen trampelig 😛
Dann begann für Mailos Herde auch noch die Weidesaision. Wenn die Pferde aber die ganze Zeit zusammen stehen und sich frei bewegen können, dann ist Weide auf immer Recht unspektakulär. Futter ist da einfach am wichtigsten.
Aber wir üben nun abwechselnd Spazieren gehen und Longieren am Kappzaum. Mailo entdeckt die Unterführung unter der Landstraße durch, muss an großen Kuhherden vorbeigehen, mit Fahrradfahren zurecht kommen, vorbeifahrende Traktoren gelassen begegnen, auch wenn der Hänger hinten dran echt klappert. Außerdem darf man als kleiner Mailo einfach nicht jedes entgegenkommende Pferd kennenlernen.
Mein kleines Highlight ist aber kurz nach Mailos fünften Geburtstag passiert. Und ja natürlich gab’s einen Geburtstagsapfel! Er hat daran 5 Minuten genagt wie ein Kaninchen, bevor er abgebissen hat.
Wir üben immer Mal wieder, dass ich auf der Aufsteighilfe stehe und neben dran herunter springe und ihn von oben streichle und eben lauter Blödsinn von oben mache.
Und an einem ruhigen Abend hatte Mailo dann einen Streber-Tag, da haben wir zuerst an der Longe gearbeitet und zum Schluss allerlei Blödsinn an der Aufsteighilfe gemacht. Und dann hab ich mich einfach drauf gelegt bzw. wie ein nasser Sack drangehängt und Mailo schaut nochmal mit dem Kopf nach hinten, ach ja du bist’s, und geht einfach zwei Schritte vor und fängt an am Reitplatzrand zu grasen. Das haben wir zwei Mal von jeder Seite gemacht mit einem super coolen Mailo. Da war ich echt stolz auf den Bub!
Ein echt spannendes, aber auch unglaublich anstrengendes erstes Jahr mit Mailo geht zu Ende. Ich hoffe sehr, dass unsere Tierarzt-Besuche stark abnehmen und wir endlich mehr in die gemeinsame Arbeit kommen. Drückt uns die Daumen! Und die Fußzehen auch noch!